Restaurationen

Evangelischer Friedhof

Im EVANGELISCHEN FRIEDHOF sind seit mehr als einem Jahrhundert ausländische Gäste von Venedig bestattet, Diplomaten (vier Schweizer Konsule), Admirale, Schriftsteller, aber auch einfache Bürger aus England, Deutschland, der Schweiz, Schweden, Holland, Amerika, Frankreich, Dänemark, Russland, Österreich und Italien.

Dank seiner historischen Bedeutung steht der Friedhof, Eigentum der Stadt Venedig, unter Denkmalschutz. Der gegenwärtige Standort innerhalb des Friedhofs San Michele in Isola entstand nach mehrfachen Verlagerungen und Umbildungen im Jahr 1895. In der Tat ist die Anwesenheit von Protestanten in Venedig mit einer eigenen Gemeinde, einem Versammlungssaal und einem Pastor schon  seit 1650 dokumentiert.

Ursprünglich  lag die Zuständigkeit für die Bestattungen bei der Pfarrei San Bartolomeo aber angesichts der sich mehrenden Schwierigkeiten und Widerstände beantragte die protestantische Gemeinde 1719 die Errichtung eines eigenen Friedhofs auf einer Insel in der Lagune. Ihr wurde ein Grundstück auf der Insel S. Cristoforo zugeteilt, welches mit einigen späteren Erweiterungen verwendet wurde, bis 1810  Napoleon die Schliessung aller Friedhöfe der venezianischen Kirchen verordnete und die Errichtung eines zentralen Friedhof, ausgerechnet  auf der Insel S. Cristoforo veranlasste.

Dadurch wurde der protestantische Friedhof verlegt um die Bauarbeiten des neuen Friedhofs, der sich auch auf die Insel San Michele ausdehnte  zu ermöglichen. Diese Arbeiten wurden 1839 beendet, doch in der Folge drängte sich  eine Erweiterung auf womit der protestantische Friedhof seinen gegenwärtigen Standort im Sektor XV erhielt.

Der evangelische Friedhof erstreckt sich auf einer Fläche von 50 x 56 Metern im östlich des Konvents gelegenen Teil. Allseitig von hohen Backsteinmauern umgeben gelangt man in den Friedhof  entweder durch ein eisernes Tor oder durch einen Eingang auf der Lagunenseite.

Die Grabstätten sind vorwiegend ebenerdig angelegt und  mit Grab- oder Gedenksteinen versehen während für jene längs der Mauer die Grabtafeln daran befestigt beziehungsweise angelehnt sind. Zwischen den Gräbern wachsen Hochstammbäume, Zypressen und Lorbeerbäume, die eine suggestive Atmosphäre vermitteln. Einzig an der Südseite steht eine in die Mauer eingelassene  Kapelle, Grabmal einer italienischen protestantischen Familie. Diese klare Anordnung ist heute nur noch schlecht sichtbar, da der ganze Friedhof durch Vegetation überwuchert ist, die auch die Gräber in Mitleidenschaft zieht, die Grabsteine durch Risse und Flecken beschädigt und die Inschriften weitgehend  unleserlich machen.

Das Wurzelwerk der unkontrolliert wachsenden Bäume hat zudem zahlreiche Grabsteine aufgebrochen, Kreuze sind gefallen oder auseinandergebrochen, Umrandungen teilweise  zerstört. Zusammen mit Vandalenakten ergibt sich schliesslich ein desolates unfriedliches  Bild dieses Friedhofs. Als wäre das des Schadens nicht genug, kommen die Auswirkungen von Sturm und Unwetter dazu, die oft auch ganze Bäume entwurzeln. Die Schweizerische Stiftung Pro Venezia, gemeinsam mit anderen nationalen Organisationen wie namentlich Venice in Peril und dem dänischen und österreichischen Komitee haben deshalb 2003 eine planimetrische Vermessung  und eine fotografische Bestandsaufnahme unterstützt, was zu einer ersten Schätzung der für die Instandstellung des evangelischen Friedhofs notwendigen Massnahmen führte. Die Stadt Venedig, Eigentümerin  des Friedhofs hat in der Folge ein umfassendes Projekt in Angriff genommen, um den gesamten Friedhof, nicht nur den evangelischen Teil, einer Konservierungintervention zu unterziehen.