Restaurationen

Antoniusaltar ai Frari

In der  majestätischen Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari befinden sich siebzehn Monumentalaltäre. Der erste Altar auf der rechten Seite ist dem Heiligen Antonius gewidmet und sollte 1998 einer Konservierungsrestaurierung unterzogen werden. Doch schon kurz nach Arbeitsbeginn stellte es sich heraus, dass für verschiedene Elemente eine wichtige statische Konsolidierung dringend unumgänglich war.  Da es der Pfarrgemeinde  nicht möglich war, die notwendigen zusätzlichen finanziellen Mittel bereitzustellen entschlossen wir uns, auch diese Kosten zu übernehmen. Am Altar waren nämlich auch zwei Tessiner Künstler beteiligt und es wäre unverständlich gewesen angesichts unserer Leitlinie Objekten vorzuziehen, die eine Beziehung zur Schweiz haben, gerade dieses Projekt auszuschlagen.

 

 

Aus den geschichtlichen Quellen geht hervor, dass an diesem Ort schon im 15ten Jahrhundert ein ANTONIUS-ALTAR bestand: er wurde errichtet, als es der gleichnamigen weltlichen Scuola gestattet wurde ihren Sitz in die Basilika zu verlegen und dort Gottesdienste zu zelebrieren. Es ist anzunehmen, dass dieser erste Altar, ähnlich wie andere Werke, zumindest teilweise aus Holz bestand.

1663 beschloss die Antonius Bruderschaft, eine der vielen kleineren in der Stadt tätigen Confraternite aber sicher eine der angesehensten, diesen Altar durch den gegenwärtigen zu ersetzen und den entsprechenden Auftrag einem der namhaftesten Architekten jener Zeit, dem auch heute noch weitherum bekannten Erbauer der Kirche Santa Maria della Salute, Baldassare Longhena (1596/97–1682) zu übertragen. Einer zeitgenössischen Aussage gemäss soll allerdings Giuseppe Sardi (1624–1699) , ein ebenfalls wohlbekannter  in Venedig geborener aber aus Morcote am Luganersee stammender Architekt Autor des Altars sein. Neuere Nachforschungen erlauben eine Erklärung für den vermeintlichen Widerspruch: In jener Zeit war Longhena ausserordentlich mit einer Vielzahl von Projekten beansprucht, sodass er sich oft nur mit deren Projektierung beschäftige und die Leitung  der Ausführung anderen, in diesem Fall Giuseppe Sardi, mit dem er übrigens  in guter Beziehung stand überliess. Eine Art Joint-venture ante literam! Auch an der  Ausführung der bildhauerischen Werke   waren zwei Künstler, zweifellos auch unterstützt von Bottega-Mitarbeitern beteiligt: der ab 1655 in Venedig aktive Flame Just (Giusto) Le Court (1627–1679) und der Tessiner Bernardo Falconi (Rovio  ca. 1630 – Bissone ca. 1696) der nebst häufigen Aufenthalten in italienischen Städten  ebenfalls sporadisch in Venedig tätig gewesen war. Von ihm stammen zweifellos, da BFF signiert, die  links und rechts an der Altaraussenseite im unteren Register  platzierten Statuen der Tugenden Glaube und Hoffnung sowie jene der Liebe.

 

Das Denkmal ist sehr beweglich gegliedert sowohl unter architektonischem als auch ikonografischem Gesichtspunkt und ist somit ein bedeutendes Beispiel eines schwülstigen und  prunkhaften Barocks. Gewaltige Säulen, Allegorien der Tugenden, Putten, musizierende Engel, der auferstandene Erlöser, Voluten und Bogen  in einer Apotheose aus Marmor und Gold umrahmen eine antike Holzfigur des Heiligen, der sich, in seiner als Franziskaner der Bescheidenheit verpflichteten Haltung und an seinem starren Blick ablesbar, in dieser prunkvollen  Umgebung wohl eher unwohl fühlt.

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Das wohl bekannteste Werk von Bernardo Falconi ist die Skulptur der Fortuna auf dem kleinen Turm der Dogana da Mar, die über einer von zwei Titanen gestützten vergoldeten Weltkugel im Winde weht.