Restaurationen

Kapelle der Seidenweber (Cappella dei tessitori di seta ai Gesuiti)

Die Kirche Santa Maria Assunta oder Jesuitenkirche befindet sich im Stadtteil Cannaregio des historischen Zentrums von Venedig, auf dem Campo dei Gesuiti, nicht weit von den Fondamente nove. Ihre Geschichte ist mit der des Jesuitenordens in Venedig verknüpft, den Ignazio da Loyola, der Gründer des Ordens stark geprägt hat. Er kam 1535 nach Venedig, wurde zum Priester geweiht und regte eine umfassende Apostolatstätigkeit an. Nach der Vertreibung der Jesuiten aus Venedig 1606, infolge der Streitereien zwischen Papst Paulus V. und der Serenissima, wurden sie 50 Jahre später erneut zugelassen und erhielten von der Stadt den Kauf des gesamten Baukomplexes des nunmehr unterdrückten italienischen Kreuzritterordens, der eine Kirche, ein Krankenhaus und ein Kloster umfasste. Da die Jesuiten die alte Kirche für zu klein hielten, rissen sie sie ab und bauten das neue Gotteshaus, das 1728 geweiht wurde, dank Gelder der friaulischen Familie Manin, die seit 1651 zu den Patriziern Venedigs zählte.

 

 

Es handelt sich um einen äußerst wertvollen Barockbau des Architekten Domenico Rossi, der in Venedig unter anderem auch die Ca' Cornèr della Regina und die Fassade der Kirche San Stae, beide am Canal Grande, entworfen hat. Den prächtigen Innenraum gestalteten die herausragenden Stuckateure Carpoforo Mazzetti Tencalla von Bissone und Abbondio Stazio von Massagno. Diese bedeutende Mitwirkung von Tessiner Künstlern bei der Errichtung des Gotteshauses war der entscheidende Grund dafür, dass unsere Stiftung die Last auf sich nahm, die umfassenden Restaurierungsarbeiten der Kapelle, heute Kapelle “der Seidenweber genannt“, die ursprünglich der Schule der Seidenweber kostbarer dekorativer Textilien aus Seide und Goldfäden zugeteilt worden war, zu tragen. Die Kapelle beherbergt den großen Flügel des Altars von Palma dem Jüngeren “Schutzengel und Engel, die die Seelen transportieren”, auch “Drei Episoden des Erzengels Raffael und Engel, die die Seelen in den Himmel bringen” (1619) genannt.

Es ist die erste der drei entlang der rechten Gebäudemauer aufgereihten Kapellen, wenn man das einzige große Kirchenschiff betritt. Angesichts des schlechten Erhaltungszustands des Handgefertigten wurde ein erster Teil der Arbeiten einer tiefgehenden Untersuchung gewidmet, um die Ursachen des Zerfalls der Marmorino-Oberflächen, des verzierten Gewölbes, der Böden sowie des Marmors und der Trägerstruktur des Altars herauszufinden. Nach Ermittlung der Ursachen der Schäden, die insbesondere durch Bodenfeuchte verursacht wurden, war es möglich, die konkreten Restaurierungsarbeiten vorzunehmen.

Die zweite Phase wurde der Restaurierung des Altarflügels gewidmet, der abgebaut und in die Werkstatt Laboratori della Misericordia gebracht wurde. Aufgrund der wichtigen Prüfung des Zustands sowie der anschließenden Wiederherstellung des Holzrahmens, auf den das große Tuch gespannt war, erschien es nicht möglich die komplexen Eingriffe in Innern der Kirche auszuführen. Der schlechte Erhaltungszustand des Gemäldes verlangte eine akkurate Arbeit, um die gesamte Farbschicht wieder einzufügen, sodass diese – zurück am ursprünglichen Ort – heute in ihrem gesamten Farb- und raffinierten Nuancenglanz erscheint, in offenem Dialog mit dem bewundernswerten Altarflügel von Tiziano, der den Märtyrertod des Heiligen Laurentius zeigt und sich in der Kapelle gegenüber befindet. 

Das vollständig restaurierte Werk wurde an Venedig am 11. April 2018 von der Schweizerischen Stiftung überreicht.