Die Depeschen von Morosini
In Zusammenarbeit mit Venedig lebt (A) und Venice in Peril Fund (UK) ausgeführtes Projekt
Francesco Morosini (1619 in Venedig – 1694 in Nafplion), Nachkomme einer berühmten venezianischen Familie, trat schon in jungen Jahren in die Marine ein und widmete fast sein ganzes Leben der militärischen Tätigkeit. Viermal war er Generalkapitän «da Mar» und vollbrachte historische Heldentaten im östlichen Mittelmeer; insbesondere gelang es ihm -nach den Höhen und Tiefen des vierundzwanzig Jahre langen Kandischen Krieges- in einem weiteren Feldzug gegen die Osmanen zwischen 1684 und 1688, den gesamten Peloponnes zu erobern, wofür er den Beinamen «Peloponnesiaco» erhielt. Er war von 1688 bis 1694 Doge von Venedig. Er starb in Griechenland, und seine sterblichen Überreste wurden nach Venedig zurückgebracht und in der Kirche Santo Stefano beigesetzt.
Während seiner langen Abwesenheiten von Venedig unterhielt er eine äusserst rege Korrespondenz mit der Regierung der Republik. Aus seinen fast täglich an den Senat gesendeten Depeschen lassen sich wertvolle Informationen entnehmen über die von ihm geführten Feldzüge sowie über das Leben der Offiziere, Mannschaften und Truppen, die unter seinem Befehl kämpften.
Diese äusserst informative Dokumentation wird im Staatsarchiv von Venedig aufbewahrt, dessen Hauptsitz sich in Campo dei Frari befindet. Von grundlegender Bedeutung für die Geschichte der Republik -von den ersten schriftlichen Aufzeichnungen bis zum Untergang von 1797- wurde das Archiv 1815 von der österreichischen Regierung unter dem Namen „Archivio generale veneto“ (Generalarchiv von Venetien) eingerichtet. Heute ist es eine dem Kulturministerium unterstellte Einrichtung.



Im Jahr 2019 gedachte die Stadt des 400. Jahrestages der Geburt der aussergewöhnlichen Persönlichkeit Francesco Morosini. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wurde eine Dokumentationsausstellung veranstaltet, in der die 15 Bände mit den Depeschen des grossen Feldherrn präsentiert wurden, die mit dem entscheidenden Beitrag dreier internationaler privater Komitees restauriert wurden, nämlich des österreichischen Venedig lebt, des britischen Venice in Peril Fund und der Schweizerischen Stiftung Pro Venezia.
Diese schwierige Aufgabe wurde von den Benediktinerinnen von Rosano in der Nähe von Florenz durchgeführt, die sich auf die Konservierung und Restaurierung von Büchern spezialisiert haben und bereits bei der Überschwemmung 1966 in der toskanischen Hauptstadt viele der beschädigten Bücher gerettet hatten. Die Behandlung umfasste die Konservierung der charakteristischen Pergamenteinbände desvenezianischen Archivs, die Reinigung, Entsäuerung, Neuheftung und Bereitstellung von Konservierungsboxen.
